Versorgungsforschung.

Was ist Versorgungsforschung?

Nach H. Pfaff (Organisator des ersten Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung, Oktober 2002 in Köln) kann Versorgungsforschung als ein multidisziplinärer, systematischer Forschungsansatz zur Untersuchung der relativen Wirksamkeit von Behandlungsmethoden, -verfahren und komplexen Strategien im Gesundheitswesen definiert werden. Dieser Forschungszugang verbindet Epidemiologie, Public Health, Gesundheitsökonomie, Qualitätsmanagement, Medizinische Psychologie und Soziologie, Allgemeinmedizin, Lebensqualitätsforschung und kann nur im Rahmen eines derartigen fachübergreifenden Ansatzes sinnvoll verwirklicht werden.

Versorgungsforschung beschreibt und analysiert den Weg des Patienten durch das Gesundheitssystem, und zwar in allen Versorgungsbereichen (präventives Angebotssystem, stationäre Versorgung, ambulante Versorgung, Rehabilitation). Darüber hinaus bezieht sich die Versorgungsforschung auf unterschiedliche Ebenen. Zu diesen Ebenen zählt als Makro-Ebene das Versorgungssystem als Entität, die Meso-Ebene mit ihren Versorgungs-Institutionen sowie die Mikro-Ebene als Abbildung der Versorgungs-Interaktionen. Auf diesen Ebenen geht es um die Identifikation von relevanten Einflussfaktoren auf die Qualität von Strukturen und Ressourcen, auf Behandlungsmaßnahmen und Prozesse und auf die Ergebnisse von Interventionen. Versorgungsforschung entwickelt und erprobt auf dieser Basis innovative Behandlungsansätze mit dem Ziel, die Effektivität und Effizienz patientenorientierter Versorgung zu verbessern.

Als exemplarische inhaltliche Schwerpunkte der Versorgungsforschung seien genannt:

  • Fragen des Zugangs und des Assessments: Hierzu zählen Analysen zu Bedarfsfragen, zur Inanspruchnahme, zur Zielgruppenspezifität und zur differentiellen Zuweisung.

  • Behandlungsprozesse: Hier sind u.a. zu nennen Treatmentstärke, Individualisierung/Flexibilisierung, Schnittstellen/Vernetzung sowie innovativer Versorgungsverfahren wie Managed Care.

  • Ergebnisse und Transfer: Hier sind u.a. zu nennen Effektivität und Effizienz, Kosten-Nutzen-Relationen sowie Implementations- und Transferfragen.

Die Forschungsmethodik der Versorgungsforschung hat ihre wesentliche Grundlage in den Sozialwissenschaften. Als Stichworte seien hier u.a. quasi-experimentelle Studienpläne mit multimethodalen Mehrebenenansätzen, epidemiologisch gestützter Stichprobenplanung, Fall-Kontroll-Studien, Dokumentations-, Struktur- und Prozessanalysen, und auf der Auswertungsebene multivariate statistische Verfahren.